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Radmitnahme im Schienenfernverkehr

Presseinformation Nr. 18/2008, Stuttgart, 11. September 2008

Für Fahrradtourismus interessante Regionen werden sukzessive vom Schienenfernverkehr abgehängt

VCD kritisiert Testlauf der Bahn zur Rad-Mitnahme im Intercity als unzureichend

Ab kommenden Montag können Bahnreisende auf der Strecke Nürnberg-Karlsruhe über Stuttgart für drei Monate kostenlos ihre Fahrräder im IC mitnehmen. Ein Angebot der Deutschen Bahn (DB), das der Verbraucher- und Umweltverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. als ungenügend kritisiert. Denn die seit Jahren schleichende Ausdünnung des IC-Netzes und das Radmitnahmeverbot in den ICE-Zügen würden dazu führen, dass immer mehr Regionen und Städte gar nicht oder nur noch umständlich mit Bahn und Rad erreichbar seien.

"Mit dem kostenlosen Angebot außerhalb der Radelsaison lenkt die DB von ihren Versäumnissen bei der Radmitnahme in Fernzügen ab. Durch die immer weitere Einschränkung des IC-Angebotes und die Umstellung vieler Verbindungen auf ICE gefährdet die DB nicht nur die radtouristischen Erfolge Baden-Württembergs, sondern nimmt sich die Chance, neue Kundengruppen zu erschließen", kritisierte der VCD-Vorsitzende Matthias Lieb. "Die Landesregierung ist deshalb gefordert, sich für eine Radmitnahme auf allen Fernverkehrsstrecken stärker einzusetzen", so Lieb weiter, "denn gerade die Vernetzung der beiden umweltfreundlichen Verkehrsmittel Bahn und Fahrrad fördert einen sanften Tourismus mit guten Wachstumschancen im Land."

Bis heute habe die Bahn die Ergebnisse des Europabeschlusses vom 18.01.2007 nicht umgesetzt, in dem sich die Mehrheit der Parlamentarier für Multifunktionsabteile auch in den Hochgeschwindigkeitszügen wie TGV oder ICE aussprach. "Der politische Druck auf die Verantwortlichen bei Bund und Bahn muss deshalb deutlich erhöht werden", erklärte der VCD-Vorsitzende, "denn im Interesse des Klimaschutzes - Bahn und Fahrrad stellen eine der umweltschonendsten Reisevarianten in den Urlaub dar - könne die ablehnende Haltung der Bahn nicht akzeptiert werden."

Dass der Transport von Fahrrädern in Fernverkehrszügen funktioniere, zeigten die positiven Erfahrungen mit dem französischen TGV auf der Strecke Stuttgart - Paris. Dagegen sei eine Radmitnahme im ICE von Stuttgart nach Zürich nicht mehr möglich. Warum die Radmitnahme im TGV machbar sei und in den vergleichbaren deutschen Zügen nicht, bliebe weiterhin unklar.

Nach Ansicht des Verkehrclubs seien die neuen Gratis-Angebote der Bahn auf ausgewählten IC-Verbindungen zur Radbeförderung nur dann sinnvoll, wenn im gesamten Fernverkehrsnetz die Fahrradmitnahme langfristig garantiert werden könne.

Hintergrund:

Bereits 2002 hatte die Bahn einen Modellversuch zum Transport von Fahrrädern in ICE-Zügen auf der Strecke Stuttgart-Zürich durchgeführt. In den damals fünfteiligen ICE-Zügen habe es Platz für Fahrgäste und Fahrräder gegeben. Mit dem Argument, die Zahl der Sitzplätze sei nicht ausreichend, seien die Mehrzweckabteile zur Radmitnahme wieder entfernt worden.

Heute verkehre ein nach Zürich siebenteiliger ICE mit deutlich erhöhtem Sitzplatzangebot auf der Gäubahnlinie. Dessen Auslastung sei allerdings nicht gestiegen, so der Verkehrsclub; so dass Kapazitätsgründe für die Ablehnung der Radmitnahme nicht stichhaltig seien.

Viele Fahrradfahrer könnten interessante Regionen, wie z. B. den Donau-Radweg oder in den neuen Bundesländern den Saale-, Mulde- und Elberadweg, nur noch mit häufigem Umsteigen erreichen, so der VCD. Früher gab es aus Baden-Württemberg direkte IC-Verbindungen nach Sachsen. Dabei sei gerade die Vernetzung von Bahn und Fahrrad eine wichtige Erfolgskombination auch im Freizeitverkehr. Denn die Bahn ermögliche bei Radtouren den Rücktransport zum Ausgangspunkt, erweitere den Aktionsradius und lasse Radfahrer aus ihrer Sicht weniger attraktive Etappen überbrücken. Fahrräder müssten daher unkompliziert und ohne Reservierung mitgenommen werden können.


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