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Rastatter Tunnelstopp - Bahn spart an der falschen Stelle

Presseinformation Nr. 13/2010, Stuttgart, 09. April 2010

Falsche Prioritätensetzung beim landesweiten Schienenausbau mit fatalen Folgen

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. zeigt sich verwundert über die Absage durch den Bundesverkehrsminister zum Bau des Rastatter Tunnels, einem Teilabschnitt auf der Rheintalbahnstrecke. „Der Rastatter Tunnel sollte den zweigleisigen Engpass südlich des Bahnhofs Rastatt bei der Murg­brücke beheben. Dies geht aus Berichten der DB Netz AG klar hervor, die zudem belegen, wie wichtig der Ausbau dieses Nadelöhrs ist“, erklärt der VCD-Landes­vorsitzende Matthias Lieb.

Bei einer oberirdischen Trassierung würde nicht nur ein Geschwindigkeitseinbruch zementiert, sondern man würde neben einer Fahrzeitverlängerung auch einen ‚Flaschen­hals’ schaffen, der die Leistungsfähigkeit, Betriebsqualität und Flexibilität der gesamten Strecke negativ beeinflusst“, zitiert Lieb auszugsweise die negativen Kon­se­quenzen aus der Eisenbahntechnischen Rundschau (ETR) [Ausgabe 09/2007], die dieser Baustopp mit sich bringen würde.

Wenn der Bundesverkehrsminister jetzt der Ansicht sei, dass in Rastatt keine Eng­stelle bestehe, dürfte diese Aussage eher leeren Kassen als verkehrlichem Sach­verstand geschuldet sein, so der VCD. Die Ankündigung, vielmehr das Nadelöhr zwischen Offenburg und Basel beheben zu wollen, lenke davon ab, dass in Baden-Württemberg in die falschen Eisenbahnprojekte investiert werde und deshalb das Geld an den wichtigen Stellen fehle, beklagt Lieb: „Mit Stuttgart 21 werden über vier Milliarden Euro für 33 Kilometer Tunnel vergraben – im Rheintal fehlen vier Milliarden Euro für den Ausbau für 120 Kilometer Strecke.“ Dabei werden jetzt gerade die hohen Kosten des Tunnels in Rastatt als Begründung für den Baustopp herangezogen.

Pikant an der Absage zum Bau des Rastatter Tunnels sei nach Ansicht des VCD auch die Tatsache, dass dieser Abschnitt Bestandteil der ‚Magistrale für Europa’ sei und die ICE und TGV mit 250 km/h durch den Tunnel fahren sollten, während sie bisher nur langsam durch Rastatt zuckeln könnten.

Sofern die politisch Verantwortlichen auf Bundesebene wirklich zukünftig Prioritäten nach verkehrlichen und nicht politischen Kriterien setzen wollten, müssten sie Stuttgart 21 stoppen und die Mittel in die Rheintalbahn umlenken. „Eine Fortführung der Verkehrspolitik nach Gutsherrenart kann sich Baden-Württemberg nicht länger leisten – die Steuermittel müssen eingesetzt werden, um verkehrliche Engpässe zu beheben, anstatt sie bei Prestigebauten in Stuttgart zu vergraben“, erklärt Matthias Lieb abschließend.

Hintergrund

Zitat aus „Eisenbahntechnische Rundschau (ETR)“ (S. 510-511, 09/2007, Nr. 9):

Obwohl die Tunnelstrecke in Rastatt nur einen kleinen Abschnitt der Relation Karlsruhe – Basel darstellt, hat sie für die Gesamtmaßnahme eine erhebliche Bedeutung. Bei einer oberirdischen Trassierung würde nicht nur ein Geschwindig­keits­einbruch zementiert, sondern man würde neben einer Fahrzeit­verlängerung auch einen „Flaschenhals“ schaffen, der die Leistungs­fähigkeit, Betriebsqualität und Flexibilität der gesamten Strecke negativ beeinflusst.


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