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Tunnelbahnhof hat Stresstest längst nicht bestanden

Presseinformation Nr. 20/2011, Stuttgart, 23. Juli 2011

Tunnelbahnhof fällt bei Stresstest durch

sma verlangt erneute Betriebssimulation

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) kommt nach ein­gehender Analyse des umfangreichen sma-Audits zu dem Schluss, dass Stuttgart 21 den so genannten "Stresstest" keineswegs bestan­den hat und umfangreiche Nachbesserungen ge­fordert werden. Der VCD wirft der Deutschen Bahn (DB) vor, erneut mit aus dem Zusammenhang gerissenen Teilaspekten gezielt die Medien zu manipulieren.

Die VCD-Experten sind sich in ihrer Analyse einig: "Das vom Schweizer Fachbüro sma am 21.7.2011 veröffentlichte Testat zum so genannten Stresstest zu Stuttgart 21 sagt nichts darüber aus, ob dieser Stresstest tatsächlich bestanden wurde", stellt VCD-Landes­vorsitzender Matthias Lieb fest. "Das Gegenteil ist der Fall: sma fordert sogar eine erneute Betriebssimulation unter Beachtung der in ihrem Audit aufgedeckten Mängel.

Matthias Lieb: "Es muss nochmals deutlich gesagt werden: sma hat NICHT die Leistungs­fähigkeit des Stuttgarter Tunnelbahnhofes überprüft, sondern offenbar lediglich ein Audit –also auch kein Gutachten –darüber erstellt, ob die von der DB vorgelegten Ergebnisse ihrer eigenen Computersimulation bestimmte eisenbahntechnische Kriterien erfüllen. Nicht mehr und nicht weniger."

Der VCD bemängelt zudem, dass nach Vorlage des Abschlussberichtes der Deut­schen Bahn (DB) sowie des sma-Audits der genaue Leistungsauftrag an sma immer noch unklar ist. „Die DB verweigert die Veröffentlichung der Aufgabenstellung für sma, obwohl dies in den bisherigen drei Gesprächsrunden mit Dr. Heiner Geißler wieder­holt eingefordert wurde“, kritisiert VCD-Vorstandsmitglied Klaus Arnoldi. "Wir wissen weder, was sma im Auftrag der DB genau prüfen sollte, noch wissen wir, ob sma tatsächlich alle wesentlichen Punkte berücksichtigen durfte", beklagt Arnoldi.

Der VCD wirft der DB vor, sich erneut nicht an die Vorgaben aus den Schlich­tungs­gesprächen zu halten und die Öffentlichkeit mit der Umdeutung von Fach­begriffen in die Irre zu führen. Während sma der Simulation des Betriebsablaufs im Tunnel­bahn­hof eine „wirtschaftlich-optimale“ Betriebsqualität bescheinigt, hatte Schlichter Dr. Heiner Geißler dagegen eine „gute“ Betriebsqualität eingefordert, die nach den aktuellen DB-Regeln gleichbedeutend mit „Premium-Qualität“ oder „verspätungs­abbauend“ ist. "Dies hat Dr. Heiner Geißler bei der Besprechung am 19. Juli 2011 in Stuttgart nochmals bestätigt", erklärt Klaus Arnoldi. "Der so genannte Stresstest hat also klar gezeigt, dass eine 'gute Betriebsqualität' im Tunnelbahnhof mit 49 Zügen in der Stunde nicht möglich ist. Gravierende Störfälle oder Notfallsituationen wurden –anders als vom Schlichter verlangt –erst gar nicht berücksichtigt."

Außerdem stellen die sma-Auditoren eine Vielzahl von Regelverstößen bei der dem DB-Abschlussberichtes vom 30. Juni 2011 zugrunde liegenden Simulation fest. „Der Abschlussbericht der DB ist fehlerhaft, dennoch weigert sich die DB, einen korri­gier­ten Bericht vorzulegen“, sagt Arnoldi. Einzig sma habe Einblick in die Ergebnisse, beklagt der VCD die permanente Intransparenz. "Wir können wichtige Dokumente auf ihre Richtigkeit nicht prüfen, weil wir sie nicht einsehen dürfen", so Arnoldi. Offenbar habe die DB bei Stuttgart 21 erneut viel zu verbergen, anstatt sich der fachlichen Auseinandersetzung zu stellen.

Der umfangreiche Bericht von sma zeigt unabhängig von der Zugzahl im Haupt­bahnhof folgende wesentlichen Zwangspunkte bei S21 auf:

  1. Wendlinger Kurve: Aufgrund der prognostizierten Fahrgastnachfrage in der Spitzen­stunde ist ein dritter Zug notwendig – aber fahrplantechnisch nicht mög­lich. Ein teurer Ausbau ist zur Erfüllung der verkehrlichen Ziele von Stuttgart 21 notwendig.
  2. Station Flughafen/Messe Die Ausnahmegenehmigung des Eisenbahn­bundes­amtes für den Umbau der heutigen S-Bahn-Station Flughafen/Messe zu einer kom­binierten S-Bahn/Fern-/und Regionalverkehrsstation erfordert eine Trennung der Bahnsteignutzung, um weiterhin einen barrierefreien Einstieg in die Züge zu ermöglichen. Bei der Simulation wurde bei jedem dritten Zug gegen diese An­for­derung verstoßen. Für eine regelkonforme Fahrplanerstellung, die auch im laufen­den Betrieb funktioniert, ist ein kostenträchtiger Ausbau erforderlich.

Aus Sicht des VCD war alleine die Identifikation dieser Mängel durch sma den Stress­test wert. „Die Behebung dieser Mängel ist bei einer Realisierung von Stuttgart 21 unabdingbar und aufwändig, doch diese Kosten sind bislang in der Kalkulation für Stuttgart 21 nicht enthalten“, bemerkt Matthias Lieb abschließend.

Weitere Informationen zu Stuttgart 21


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