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Neubaustrecke Stuttgart - Ulm nicht europatauglich?

Presseinformation Nr. 25/05, Stuttgart, 2. August 2005

Neue Untersuchung stellt die geplante 'Magistrale für Europa' in Frage

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert eine Überprüfung der Planungen zur Neubaustrecke von Stuttgart nach Ulm. Eine neue Untersuchung in der Fachzeitschrift 'Eisenbahnrevue International' kommt zu dem Ergebnis, dass der Verlauf der Steigungen und Gefälle der sogenannten Heimerl-Trasse so starke betriebliche Nachteile hat, dass eine Realisierung des geplanten Konzeptes nicht zu vertreten sei.

Der Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Stuttgart nach Ulm wird oft als Kernstück der 'Magistrale für Europa' von Paris nach Budapest bezeichnet. Die neue Untersuchung von Eisenbahn-Ingenieur Sven Andersen kommt aber zu dem Ergebnis, dass die Planungen auf Grund der starken Steigungen nicht mit den Europäischen Richtlinien für den Hochgeschwindigkeitsverkehr vereinbar sind. "Die neue Strecke mit über 24 Promille Steigung auf 15,9 Kilometer Streckenlänge entspricht einer Alpenbahn, aber nicht einer europäischen Hochgeschwindigkeitsstrecke", so Dipl.-Ing. Sven Andersen. Nur für das Befahren der NBS Stuttgart - Ulm müssten Hochgeschwindigkeitszüge wie ICE oder TGV mit teuren Sondereinrichtungen bestückt werden, die aber den europäischen Regelungen zur Interoperabilität widersprächen.

Der VCD nimmt die Untersuchung zum Anlass, eine Überprüfung der gesamten Planungen inklusive des Projektes Stuttgart 21 zu fordern. VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb sagte: "Derzeit werden einzelne Abschnitte der Trasse planfestgestellt, ohne dass die gesamte Strecke auf Europatauglichkeit überprüft worden ist." Es sei zu befürchten, dass der TGV auf seiner Fahrt von Paris nach München und Wien nur bis kurz hinter Stuttgart komme, da dann die starke Steigung zu lang werde und die Motoren sich zu sehr erwärmten.

Die neue Untersuchung zeigt nach Ansicht des VCD, dass den Planungen zur Neubaustrecke Stuttgart - Ulm kein belastbares Betriebskonzept zu Grunde liegt, das auch zur Überprüfung der Wirtschaftlichkeit des Konzeptes notwendig wäre. Dies sei aber kein schwäbisches Phänomen, sondern ein gesamtdeutsches Dilemma.

VCD-Vorsitzender Matthias Lieb sagte: "Während in Frankreich und der Schweiz vor dem Bau neuer Schienenstrecken vernünftige Betriebskonzepte entwickelt werden, die dann Grundlage für den Bau sind, verfährt man in Deutschland leider gerade umgekehrt: Zuerst wird eine Strecke geplant und gebaut - dann erst überlegt man sich ein Betriebskonzept und bedenkt die Betriebsführungskosten. Dies führt zu unnötig hohen Baukosten und verlustbringenden Fernverkehrszügen."

Nach Ansicht des VCD ist es höchste Zeit, dies zu ändern. Zukünftig sollten zuerst bedarfsgerechte Fahrplan- und Betriebskonzepte erarbeitet werden. Erst dann könne man wissen, welche Strecken, Bahnhöfe und Fahrzeuge hierfür gebraucht würden.

Quelle

Dipl.-Ing. Andersen, Sven: 'Neubaustrecke Stuttgart - Ulm realisierbar?', in: Eisenbahnrevue International 8-9/2005, S. 368-369.

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